Es wird hier nicht die Frage gestellt, ob Gemeindeverwaltungen sich für die Nahversorgung mit Lebensmitteln einsetzen und den Bau von Dorfläden unterstützen sollten. Zwar wird diese Frage kontrovers diskutiert, in bestimmten Fällen ist dies jedoch eine sinnvolle kommunale Daseinsvorsorge.
Es ist aber auch notwendig, dass die Gemeindeverwaltung offen kommuniziert, in welcher Form, mit welchem finanziellen Einsatz und mit welchem wirtschaftlichen Erfolg dies geschieht. Zumal dann, wenn bestehende Dorfläden von Seiten der Gemeinde keine Unterstützung erfahren. Die rechtlichen Vorgaben für die Beteiligung von Kommunen an privatrechtlichen Gesellschaften sollten ebenfalls eingehalten werden. Hierzu gibt es klare gesetzliche Vorgaben und Instumente. Laut Verwaltungsgemeinschaft Hofheim müssen "Gemeinden, Landkreise und Bezirke jährlich einen Bericht über ihre Beteiligungen an Unternehmen in einer Rechtsform des Privatrechts erstellen, wenn ihnen mindestens fünf Prozent der Anteile eines Unternehmens gehören". Die Gemeinde Aidhausen ist 100%iger Gesellschafter der Aidhäuser Dorflädle GmbH. Ein Beteiligungsbericht wurde jedoch bisher kein einziger vervöffentlicht. Lediglich für die Haushaltsjahre 2020 und 2021 war die Beteiligung der Gemeinde an der GmbH ein Tagesordnungspunkt einer Sitzung des Gemeinderates (zu den "Beteiligungsberichten" >>>>)
Zur notwendigen Transparenz gehört auch, die wirtschaftliche Entwicklung mit denen anderer anderer Gemeinden zu vergleichen. So z.B. mit dem Dorfladen in Kleinsteinach. Werden die Anfangsjahre betrachtet, also die wirtschaftlich schwierigste Phase, zeigt sich wie gut die jeweiligen Geschäftsführer das operative Geschäft betrieben haben. Obwohl der Dorfladen in Aidhausen einen deutlichen Standortvorteil hat und auch positive Synergieeffekte durch eine angegliederte Metzgerei gegeben sind, ist das wirtschaftliche Ergebnis der Betreibergesellschaften sehr unterschiedlich. Während der Dorfladen in Kleinsteinach bereits im zweiten Jahr Gewinne erzielen und Eigenkapital bilden konnte, summierten sich in Aidhausen die jährlichen Verluste bis 2016 bis zu einer Überschuldung von fast 100.000 Euro. Erst mit der Übernahme der Geschäftsführung durch Alfred Kaiser konnte dieser Trend gebrochen werden. Bis heute wurde zwar noch immer kein Eigenkapital gebildet, die wirtschaftliche Situation ist aber zumindest stabil.
In der Rückschau wird deutlich, dass auch bei kommunalen Unternehmen - besonders während der Gründungsphase und in den ersten Jahren- ein professionell arbeitender Geschäftsführer wichtig ist.
Quelle: https://www.unternehmensregister.de/ureg/
Hinweis: Die Gemeinde Aidhausen ist 100%iger Gesellschafter der GmbH. Die stillen Teilhaber sind am operativen Geschäft nicht beteiligt. Dieses obliegt ausschließlich dem Geschäftsführer. Geschäftsführer der Aidhäuser Dorflädle UG war bis 2016 der Erste Bürgermeister.
Hinweis: Die Werte der "nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbeträge" in diesem Diagramm wurden aus den Angaben der Fehlbeträge in den Bilanzen plus den Werten für "Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern" errechnet. Denn diese Verbindlichkeiten sind zwar als Verbindlichkeiten ("davon ...") in den Bilanzen enthalten, wurden aber offenbar nicht bilanziert. In diesem Diagramm sind sie aber enthalten!
Laut Bürgermeister D. Möhring konnte im Jahr 2017 mit Hilfe eines "Zuschusses" der Fehlbetrag in der Bilanz deutlich reduziert werden. Gewinne und damit eine Eigenkapitalbildung der Gesellschaft sei von ihm aber nie erwartet worden (am 23.02.2023 in einer Sitzung des Gemeinderates bei der Vorstellung des Beteiligungsberichtes 2020 der Gemeinde Aidhausen an der Aidhäuser Dorflädle GmbH).