Versickert in Kerbfeld seit 2 Jahrzehnten ein Drittel des von Hofheim gelieferten Trinkwassers spurlos im Untergrund?
Schon im Frühjahr 2005 erklärte der damalige zweite Bürgermeister Schüssler, dass im Jahr 2004 von der Lendershäuser Gruppe 13.850 cbm Wasser nach Kerbfeld geliefert, aber nur 11.290 cbm von Wasseruhren gemessen wurde. Die Kosten für die seit 2001 verschwundenen 15.000 cbm Trinkwasser gab der dieser mit 25.000 Euro an.
Dreizehn Jahre später gab Bürgermeister Dieter Möhring in einer Bürgerversammlung den Verlust mit "ein Drittel des gesamten Verbrauches" an. Laut Artikel der Mainpost vom 21.02.2018 behauptete Herr Möhring damals, "es sei in den letzten zehn Jahren durch die hohen Kosten für den Bezug des Fremdwassers im Ortsteil Kerbfeld bei der Wasserversorgung ein Defizit von 144 000 Euro entstanden". Ausgehend von der Annahme, dass bis 2008 die Verluste unverändert jährlich 6250 Euro betrugen, hätten sich auf Grundlage der Angaben von Herrn Möhring bereits bis zum Jahr 2019 Kosten von 196.000 Euro summiert.
Bürgermeister D. Möhring begründete damals eine angeblich notwendige Erhöhung der Trinkwassergebühren mit den Kosten für die Wasserverluste: "Dieses Defizit wurde zwar bisher von der Gemeinde aus allgemeinen Finanzmitteln finanziert, aber so können wir nicht weitermachen. Wir sind zum Handeln gezwungen. Würden wir das bisherige Defizit umlegen, hätte Kerbfeld einen Wasserpreis von 6 Euro. Der bisherige Preis von 3,10 Euro pro Kubikmeter werde sich auf 3,47 bis 3,94 Euro erhöhen, je nachdem, ob der erhebliche Wasserverlust berücksichtigt werde oder nicht. Fünf Jahr später hat der Gemeinderat im Dezember 2023 Verbrauchsgebühren von 6,15 Euro pro Kubikmeter (x 1,66) und eine Verdreifachung der jährlichen Grundgebühr beschlossen.
Sowohl die von Bürgermeister Möhring im Jahr 2018 angegebenen Kosten für die Wasserverluste als auch die drastische Erhöhung der Gebühren nur fünf Jahre später erscheinen sind erklärungsbedürftig.
Anfang Dez. 2023 wurde vom Gemeinderat der Zukunftsgemeinde Aidhausen beschlossen, die Wassergebühren für Kerbfeld von bisher 3,70 auf 6,15 und für Nassach von 1,15 auf 6,48 €/cbm anzuheben. Die Grundgebühr wurde von bisher 52 €/Jahr auf 150 €/Jahr verdreifacht. Ein Haushalt mit einem Verbrauch von 40 cbm pro Jahr müsste in Kerbfeld mit 10 €/cbm zukünftig doppelt so viel für Wasser zahlen. Grundlage für die drastische Erhöhung waren Haushaltsansätze, welche die VG Hofheim einem "externen Dienstleister" (Gesellschaft für Kommunalberatung HEYDER + PARTNER mit Sitz in Tübingen) für eine Neukalkulation der Gebühren übergeben hat
Kerbfeld erhält sein Trinkwasser von der "Lendershäuser Gruppe". Dort kostet das Trinkwasser 2,60 €/cbm bei einer Grundgebühr von nur 75 € (5 m³/h Nenndurchfluss). Von diesem Preis ausgehend, läge der von der Gemeindeverwaltung festgelegte Kostenanteil für das Kerbfelder Wassernetz bei einem Haushalt mit 150 cbm Verbrauch pro Jahr bei 3,45€ bzw. 62%. Zum Vergleich: Das Wasser der Rottensteiner Gruppe kostete bisher für Brunnen und Leitungsnetz insgesamt nur 0,82€ und sollte zukünftig 1,38 Euro pro cbm kosten. Es ist offensichtlich und von der VG Hofheim auch bestätigt, dass die Anfang Dez. 2023 beschlossenen Wassergebühren auch die Kosten für die Wasserverluste enthalten. Damit würden, wie bereits 2018 von Herrn Bürgermeister Möhring angekündigt, die Kosten für die Wasserverluste auf die Abnehmer umgelegt, obwohl diese der Gemeindeverwaltung seit fast einem Viertel Jahrhundert bekannt und trotzdem nie behoben wurden.
Den Gemeinderäten wurde vor der Abstimmung über die Wassergebühren von Herrn von Schmeling, einem Mitarbeiter von HEYDER + PARTNER, die Kalkulation ausführlich erläutert. Anschließend wurden mit nur einer Gegenstimme die neue Gebührensatzung beschlossen. Obwohl der Bürgermeister als Leiter der Verwaltung die neue Gebührensatzung selbst zu verantworten hatte und den Gemeinderäten zur Abstimmung vorgelegt hat, stimmte er selbst dagegen.
Nach Protesten gegen die drastische Gebührenerhöhung hob der Gemeinderat den Beschluss der neuen Satzung zwei Wochen später wieder auf. Laut Artikel der Mainpost vom 18.12.23 wurde die Beschlussfassung auf eine spätere Sitzung zurück gestellt, "damit sich die Wogen glätten können", so Bürgermeister Möhring. Dieser äußerte in der eigens anberaumten Sitzung auch Verständnis für die "Enttäuschung und teilweise Wut der Bürgerinnen und Bürger". Es hätten aber "nur eine Handvoll Menschen bei ihm nach den Gründen nachgefragt" und dann auch eine Antwort bekommen. Möhring behauptete in der Sondersitzung, dass "vom externen Dienstleister falsche Buchungen in der Kalkulation nicht erkannt und Zahlen nicht richtig zugeordnet wurden". Dies habe er und sein Stellvertreter Thomas Wagenhäuser "bei intensiver Rücksprache mit dem Dienstleister geklärt". Laut Herrn Möhring wurden "diese neuen Grundlagen einer erneuten Prüfung unterzogen, falsche Zuordnungen berichtigt und Spielräume zu Gunsten der Verbraucher angepasst".
Laut Auskunft von Herrn von Schmeling vom Büro HEYDER + PARTNER ergaben sich die Gebührensätze nach üblicher Kalkulation zwingend aus den von der VG Hofheim vorgelegten Haushaltsansätzen. Auch die Abschreibungssätze und die kalkulatorischen Zinsen seien von der VG Hofheim gelieferte Vorgaben gewesen. Diese Zahlen und Kalkulationsansätze seien den Haushaltsplänen der Gemeinde Aidhausen entnommen worden.
Fakt ist, dass auf Grundlage der Haushaltsansätze der Gemeinde Aidhausen die Gebühren neu kalkuliert und von Bürgermeister Möhring als Leiter der Verwaltung dem Gemeinderat die Gebührensatzung zur Abstimmung vorgelegt wurde. Aber erst nach der Abstimmung und folgenden Protesten finden nun die beiden Bürgermeister "Fehler" und "Spielräume zu Gunsten der Verbraucher" in der Neukalkulation der Gebühren. Soll das heißen, dass die beiden Bürgermeister die Gebührensatzung vor der Abstimmung etwa nicht durch gelesen haben?
Zweiter Bürgermeister Wagenhäuser gab bei der Sondersitzung bekannt, dass er und Bürgermeister Möhring die kalkulatorische Verzinsung von vier auf zweieinhalb Prozent reduzieren wollen, da dies "die Regel sei und im Ermessen des Gemeinderates läge". Die Abschreibungsätze wurden von der VG so vorgegeben und sind bei Wassernetzen auch so üblich. Dass nun mit einer Abschreibung über 50 Jahre kalkuliert wurde, ist nicht üblich und etztlich nur eine Zahlenspielerei. Ein Abschreibungssatz von 2,0 statt 3,3 Prozent und geringere kalkulatorische Zinsen führen nur zu einer geringfügigen Reduzierung der Gebühr. Für eine substantielle Reduzierung müssen andere Grundlagen geändert worden sein. Denn nach der aller neusten Neukalkulation sind nun für Kerbfeld 4,80€, für Nassach 3,52€ und für die die restlichen Ortsteile 1,86€ geplant. Dies bedeutet, dass die Gebühren für Kerbfeld nach nur 5 Jahren schon wieder um 1,10€, in Nassach nach 30 Jahren um 2,37€ und in Aidhausen nach 26 Jahren um 1,04€ angehoben werden sollen. Im Vergleich zur ersten Neukalkulation mit den "üblichen" Haushaltsansätzen der Gemeinde Aidhausen wurden die Gebühren für Nassach nun um 2,96€ und für Kerbfeld lediglich um 1,35€ reduziert. Die Ortsteile der Rottensteiner Gruppe müssen nun sogar 0,48€ pro cbm mehr zahlen - trotz aller nachträglich gefundenen Möglichkeiten zur Reduzierung der Gebühren.